Unsere Tipps zum Küchenkauf

Wer eine Küche kauft, sollte nicht nur die Küche planen, sondern auch den Küchenkauf.

 

Die meisten Erst-Angebote für unsere (selbst geplante) Küche mit 3,60 m breiter Front, 1,80 m x 1,20 m freistehender Kochinsel, separat stehendem 1,80 m Block mit Kühlschrank, Herd und Vorratsschrank, 5 cm Wangenverkleidungen inkl. verstärkter Arbeitsplatte sowie vier unterflurbeleuchteten Lifttür-Hängeschränken lauteten um die 28.000,- Euro UVP des Herstellers. Dann wurde eine "50%-Aktion" auf die Holzmöbel ins Spiel gebracht und man kam bei "unglaublichen" 17-19.000,- Euro raus, und das mit irgendwelchen 0815-Geräten, wenn auch zum Teil von namhaften Herstellern. Mehr sollte hier lt. Verkauf für diese hochwertige Küche auf keinen Fall zu machen sein.

 

Wir sind eisern geblieben und haben nach mehreren und langwierigen Verhandlungen bei diversen Küchenstudios letzten Endes genau die Küche, die wir wollten, mit Elektrogeräten (fast) zu den gewünschten Konditionen inklusive Lieferung und Montage gekauft.

 

Über unserem Budget lagen wir in erster Linie, weil wir uns für hochwertigere Elektrogeräte entschieden haben. Die Elektrogeräte und die Spüle besorgen wir dabei allerdings selbst, da wir hier noch einmal ca. 2.500,- Euro unter dem Preis des Möbelgeschäfts liegen. Wir haben hier die Erfahrung gemacht, dass (zumindest bei unserer Küche) nur der Holzpreis, damit meine ich die Küche ohne Spüle und E-Geräte, nach dem ersten "Spitzenangebot" nach zähen Verhandlungen doch noch ganz am Ende fast 6.000,- Euro zu reduzieren ging.

 

Auch wenn es hier in erster Linie um unseren Hausbau geht, möchten wir allen geplagten Bauherren und Küchenkäufern dennoch unsere Tipps mitgeben:

 

1.  Planung der Küche
Sich bereits vor dem ersten Küchenplanungsgespräch möglichst detailliert über die eigene Küche Gedanken machen. Hierbei sollte idealerweise sowohl der Hersteller als auch das Modell feststehen (Farben spielen hier noch keine Rolle). Über den Preis der Küche noch nicht so viele Gedanken machen. Ein wenig hilfreich ist es, sich Angebote der Verkaufshäuser anzusehen, um ein etwaiges Preisgefühl zu bekommen und sich das Budget zurecht zu legen.

 

Für die Selbstplanung gibt es im Internet zuhauf so genannte Software-Küchenplaner. Leider sind die bei den Küchenstudios angebotenen oft nur Pauschalplaner, welche lediglich das Standardmöbelprogramm verschiedener Hersteller abbilden, ohne auf die besonderen Eigenarten von Herstellern einzugehen (Wangenverkleidungen, unterschiedliche Höhen der Arbeitsplatten, verschiedene Schranktiefen usw.). Damit kann man zwar schon mal gut sehen, wie man den verfügbaren Raum am besten ausnutzen kann, aber für die weiteren Verhandlungen bieten diese viel zu wenig Informationen.

 

Wenn man das Glück hat, sich für einen Hersteller zu entscheiden, der einen sehr detaillierten (wenn auch einlernungsbedürftigen) Küchenplaner auf seiner Homepage anbietet, wie zum Beispiel Alno, kann seine Küche hier ziemlich genau inklusive der Bestellnummern für die einzelnen Möbelteile bereits vor dem ersten Verkaufsgespräch zusammenstellen.

 

Warum ist das so wichtig? Nur wenn man mit der absolut gleichen Küche (Hersteller, Modell, Möbelteile, Funktionen wie Beleuchtung und u. U. auch E-Geräte) zu verschiedenen Küchenverkaufshäusern geht und dort dann klare Vorgaben machen kann, erhält man überhaupt miteinander vergleichbare Angebote.

 

Natürlich kann man sich auch eine Küche planen lassen und mit diesem Plan die Küche von anderen Verkäufern nachrechnen lassen. Aber versucht mal, an einen solchen Küchenplan nach dem Planungsgespräch zu kommen... ;-)

 

Auf alle Fälle sind Impulskäufe (damit meine ich natürlich nicht den Küchenhersteller "Impuls") zu vermeiden. Außerdem sollte man sich beim "Orientierungsschlendern" durch ein Küchengeschäft oder entsprechende Abteilungen auf Gespräche zu Herstellern, Materialien, Modellen u. ä. sowie evtl. auf die Anfrage einer Visitenkarte und Prospektmaterial beschränken, um nicht bei diesem ersten Gespräch schon zu viele Informationen preiszugeben (siehe auch die folgenden Tipps).

 

2. Sonderaktionen und Angebotsküchen nicht überbewerten

Häufig wird mit 50%-Aktionen oder anderen, oft zeitlich begrenzten Aktionen oder limitierten Sonderkontingenten Werbung gemacht bzw. Interessenten zum schnellen Kauf bewegt. Prinzipiell sollte man sich immer bewusst machen, dass alle Sonderaktionen nur Marketingtricks sind, um jemanden (möglichst schnell) zum Kauf zu animieren. Natürlich ist nicht auszuschließen, mit solchen Aktionen auf Anhieb tatsächlich mal ein Schnäppchen zu machen. Ganz besonders, wenn eine in einem Angebotsblatt beworbene Küche haargenau dem entspricht, was man möchte. Jede kleine Änderung muss dann aber neu kalkuliert werden und liegt dann preislich oft unverständlich weit darüber (selbst erlebt).

 

Einen guten Preis kann man so gut wie immer auch ohne solche Rabattaktionen erhalten. Denn was bringen einem 50% Rabatt von einem 20.000,- Euro "Mondpreis", wenn ein anderes Küchenstudio ohne Rabatt die gleiche Küche für 9.500,- anbietet. In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu wissen, dass die unverbindlichen Preisempfehlungen des Herstellers häufig so aus der Luft gegriffen sind, dass diese genauso gut hätten gewürfelt werden können. Diese dann mit unglaublichen Rabatten zu versehen, ist natürlich kein Kunststück mehr, oder anders gesagt, welches größere Küchenstudio lockt nicht mit 50% Nachlass auf frei geplante Küchen?!

 

Also, nicht anlocken lassen von Aktionen und nicht unbedingt abschrecken lassen, wenn ein Verkaufshaus aktuell offenbar keine besonderen Aktionen hat.

 

3.  Budget nicht verraten
Tödlich für das gesamte Küchen-Verkaufsgespräch (und nicht nur dort) ist es, wenn man direkt am Anfang des Gesprächs sein geplantes Budget nennt. Dies sollte - auch wenn VerkäuferIn noch so verbissen nervt - auf jeden Fall vermieden werden. Man geht ja auch nicht zum Autohaus und fragt, was ein Neuwagen mit der gewünschten Ausstattung kostet und wird dann von dort gefragt, ob man sich das überhaupt erlauben kann.

 

Verrät man sein Budget wird VerkäuferIn in der Regel sofort sagen, dass der gewählte Küchenhersteller zu diesem Budget nun wirklich nicht zu haben ist und wird versuchen, auf einen anderen Hersteller umzulenken, welcher hier einen besseren Ertrag verspricht. Hier dann noch einmal auf den gewünschten Küchenhersteller bzw. Küchenmodell zu kommen ist nur noch sehr schwierig.

 

Sollte jedoch nach Einschätzung des Verkäufers das Budget hingegen zur gewählten Küche passen, wird dieses auch großzügig ausgeschöpft. Kein (richtiges) Verkäufer-Ass wird hier ein günstigeres Angebot machen, als das Budget hergibt.

 

Also, Budget für sich behalten, auch wenn es VerkäuferIn ärgert.

 

4. Eventuelle Finanzierung erst am Ende besprechen

Sollte man aus welchen Gründen auch immer finanzieren wollen, ist es ratsam, dies ebenso wie das Budget auf keinen Fall während des Gespräches zu verraten. Erst wenn alle Details geklärt sind, kann man damit kommen. In der Regel wird der Preis dann nicht mehr hochkorrigiert. Verrät man dies allerdings zu früh, freut sich VerkäuferIn ein Loch in den Bauch, da bei den Preisverhandlungen nicht mehr so aggressiv vorgegangen werden muss. Denn in der Regel neigen Kunden, welche finanzieren wollen, dazu, weniger stark nachzuverhandeln.

 

5. Elektrogeräte selbst besorgen

Wenn man die E-Geräte selbst besorgen möchte, sollte dies ebenso erst gegen Ende der Preisverhandlungen verraten werden. Dazwischen ruhig mal nach dem Preis für die E-Geräte fragen. Wenn man diesen weiß und sich die E-Geräte während des Gesprächs nicht mehr ändern, kann man den vom Verkäufer genannten Betrag quasi am Ende des Gesprächs vom Gesamtküchenpreis abziehen und die Geräte günstiger selbst besorgen, sofern der Rest passt.

 

6. Preise nur vom Verkaufsleiter  

"Kampf-Preise", welche VerkäuferIn ohne Hinzuziehen des Verkaufsleiters machen, sind in der Regel noch weit über dem, der tatsächlich möglich wäre. Dies liegt daran, dass sich VerkäuferIn in der Regel nur in dem vorher vom Verkaufshaus festgelegten Spielraum bewegen wird. Aber aufgepasst: das heißt im Umkehrschluss jedoch nicht, dass jeder Preis, den ein Verkaufsleiter macht, auch ein wirklich guter Preis ist.

 

7. Zeit

Wer ein gutes und günstiges Angebot für eine Küche sucht, benötigt Zeit. Zeit für mehrere Planungsgespräche, welche häufig 2-3 Stunden in Anspruch nehmen, Zeit, mehrere Verkaufshäuser abzuklappern und Zeit, den richtigen Moment abzuwarten, bis einer der Küchenanbieter schwach wird und der eigenen Preisvorstellung nachgibt. Man sollte sich daher so weit es geht nicht unter Druck setzen lassen.

 

Also, Augen auf beim Küchenkauf und viel Glück. :-)

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